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Dass Mercator unter Zuhilfenahme eines Webapplikationsframeworks entstehen würde, war von Anfang an klar. Aufgrund der Erfahrungen und der Präferenzen der Entwickler führte auch kein Web an Ruby On Rails vorbei. Sehr wohl ist nun eine Entscheidung gefallen, die den Fortgang des Projektes entscheidend beeinflusst: Die Verwendung von Hobo, dem auf Ruby On Rails aufbauenden Metaframework.
Zunächst zu den Features, die wir verwenden werden:
Es ersetzt für uns die üblicherweise verwendeten Gems Cancan für die Berechtigungen und zum großen Teil auch Devise für die Authentifizierung. Und alles, was wir nicht von der Pike auf selbst schreiben, sondern jahrelang getestet ist, sollte auch annähernd fehlerfrei sein.
Sie ist vielleicht die Komponente, die, auf lange Sicht gesehen, den meisten Benefit geben wird. Sie ermöglicht es uns, Element der Views zu erstellen und diese weiter zu verwenden und das in einem Ausmaß, der weit über das hinausgeht, was uns zur Zeit durch die in Ruby On Rails eingebauten Partials möglich ist.
Man definiert hier Schlüsselwörter ähnlich HTML-Tags, die
wiederverwendbare Komponenten darstellen. Um ein Beispiel zu geben: Sehr
oft benötigen wir im Shop die Darstellung einer Adresse. Man kann nun
einen HTML-Tag <adresse
with="¤t\_user.billing\_address">
aufruft. Es ist nicht
nötig, einzeln Titel, Name, Straße etc. zu übergeben, zu formatieren und
auszugeben. Diese Schlüsselwörter sind sogar in der Definition weiterer
Schlüsselwörter etwa einer <addresslist>
verwendbar.
Insbesondere, wenn die Anforderungen einzelner Kunden an das Erscheinungsbild über Änderungen des Designs hinausgehen und die Strukturen der einzelnen Seiten grundlegend verändert werden sollen, sollten wir damit in der Lage sein, diese Änderungen effizienter durchführen zu können. Vielleicht können wir bei kundenspezifischen Erweiterungen, die nur einen einzelnen Kunden betreffen, auf die Auslagerung in kundenspezifische Module, in Ruby On Rails Gems genannt, verzichten.
Ein DRYML Beispiel, das den neuen XML-Tag <creator>
definiert:
Sie stellen eine Zustandsmaschine für die einzelnen Modelle zur Verfügung und erzeugen mit ihrer Deklaration im Controller Aktionen, das sind grundlegende Geschäftslogikschritte, und Views, das sind die HTML-Ansichten, automatisch mit. Diese können aber selbstverständlich auch wieder überschrieben werden. Wir hoffen damit die Modularisierung des Codes erhöhen zu können, Tell Don’t Ask praktizieren zu können, leichter den Code testen zu können und die Integration in das Berechtigungswesen quasi umsonst durch die zentrale Deklaration im Modell zu bekommen.
Tell Don’t Ask ist ein Programmierstil der objektorientierten Programmierung, in dem Objekte angewiesen werden, sich auf bestimmte Art zu verhalten. Das Objekt selbst hat dann die Verantwortung dies auf die richtige Art und Weise zu tun. Dieser Stil wird von uns bevorzugt, da er die Duplizierung von Programmcode vermeidet, jegliches Verhalten wird “an dier richtigen Stelle” deklariert.
Im Gegensatz dazu steht prozeduraler Stil, in dem nach Fallunterscheidungen “if”, Objekte von außen modifiziert werden, in dem ihre Attribute verändert werden.
Kein Feature im eigentlichen Sinn, aber die Verfügbarkeit des Hobo Buches und der ausführlichen Dokumentation auf Hobocentral sollte uns schnell produktiv machen.
Unter Scaffolding versteht man die programmatische Erzeugung von Programmcode. Bei Hobo handelt es sich um die Erstellung von DRYML View Code aus der Deklaration des Modells und seiner Attribute. Ebenso werden aus der Deklaration die Scripts zur Datenbankmigration automatisch erzeugt. Dies sind jene Scripts, die bei Ihrer Ausführung als Rake Task den SQL-Code zur Erstellung und Modifikation der Datenbanktabellen erzeugen.
Übrigens: Wir sind zur Zeit jedenfalls zu den Datenbanken SQLite, MySQL und PostgreSQL kompatibel, vermutlich auch zum MSSQL Server.
Wir werden schnell eine Administrationsoberfläche beisammen haben und uns auf die Gechäftsprozesslogik konzentrieren können. Auch bei späterer Änderung der Datenmodelle sollte das Scaffolding helfen, da wir nicht jeden View manuell adaptieren müssen. Die automatische Erzeugung der Datenbankmigrationen ist ein nettes Add-On.
Unter Ajax versteht man die Aktualisierung von Teilen von Webseiten ohne den kompletten Neuaufbau einer Seite. Aufgrund einer Interaktion mit dem Benutzer oder Aufgrund eines Ereignisses, wie dem Ablauf einer festgelegten Zeit, wird ein Request an den Server gestellt, der die Anfrage bearbeitet und in der Form von JSON oder Javascript Code beantwortet.
Diese Daten werden dann vom Browser des Benutzer per Javascript in die Webseite eingebaut bzw. der übertragene Javascript Code wird ausgeführt.
Eigentlich wollen wir so wenig Ajax in die Webseiten einbauen wie möglich, um ältere Browser unterstützen zu können. Aber alleine die Möglichkeiten zur automatischen Vervollständigung vor Eingaben sehen sehr interessant aus. Autocompletion ist von der Google Suchmaschine bekannt: Nach dem Tippen einiger Buchstaben schlägt Google (nach Durchführung eines Ajax Requests) mehrere Worte zur Vervollständigung der weitere Eingabe vor. Das ist bei uns beispielsweise auf Produktnummern, Länder oder Kategorien übertragbar.
Da wir Mercator mehrsprachig auslegen, werden wir die Unterstützung zur Lokalisierung und Internationalisierung ausnützen. Unter Internationalisierung versteht man in der Softwareentwicklung die Vorbereitung des Programmcodes für die Übersetzbarkeit an lokale Gegebenheiten wie Sprache, Währung oder Zahlendarstellung.
Dabei werden alle Textbausteine für die Übersetzung in eine Textdatei eingetragen und Datenbanktabellen für die Übersetzung von Stammdaten vorbereitet.
Die Übersetzung des Benutzerinterfaces bzw. Regionalisierung in eine bestimmte Sprache ist der Schritt der Lokalisierung.
Hobo verwendet eine Google User Group für die Kommunikation zwischen den Entwicklern, die Hobo verwenden und jenen, die Hobo weiterentwickeln.
Unsere ersten Fragen wurden schnell und kompetent beantwortet.
Mit dem Erlernen von Hobo ist natürlich auch Zeitaufwand für die Programmierer verbunden. Wir sind davon überzeugt, dass dieser sich lohnen wird.
Wir haben mit dem Hobo Core Team Kontakt aufgenommen, der Spanier Ignacio Huerta hat uns freundlicher weise innerhalb weniger Stunden einige grundlegende, wesentliche Fragen beantwortet.
Die Verwendung von Hobo bedeutet, dass war mit Ruby on Rails 3.2 starten. Für den bisher geschriebenen Code bedeutet das keine Einschränkungen. Die Umstellung auf Rails 4.0 hat einige Jahre Zeit.
Sorge bereitet uns, dass Hobo keine weite Verbreitung gefunden hat. Wo ist der Haken? Das Projekt ist mindestens fünf Jahre alt (so lange kennen wir es schon), es wird kontinuierlich weiter entwickelt. Es ist unheimlich mächtig. Es ist die mächtigste Ruby On Rails Erweiterung, die wir kennen. Warum hat es sich nicht auf breiter Front in der Ruby on Rails Szene durchgesetzt?
Hoffentlich liegt es nur an den vielen zusätzlichen Konventionen, die eingehalten werden müssen, die auch uns bisher von der Verwendung abgehalten haben. Andererseits wird so auch unser Programmierstil einheitlicher.
Riskieren wir etwas? Nun, zum Teil. Allerdings kann ja Hobo auch wieder Controller-weise und Modell-weise abgedreht werden. Das Benutzermodell muss jedenfalls weiterverwendet werden, oder ein alternatives Berechtigungswesen müsste eingebaut werden. Ebenso würde die Umstellung von DRYML zurück auf ERB viel Zeit kosten.
Viele Hoffnungen sprechen wir hier aus. aber was bleibt uns in diesem frühen Stadium des Projekts anderes übrig?
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